Woche 6: Raus aus Dar es Salaam!

Liebe Leserinnen und Leser,

eine aufregende Woche und ein noch aufregenderes Wochenende liegen hinter mir und warten darauf erzählt zu werden. Dies ist auch der Grund, weshalb Euch mein Eintrag erst heute erreichen kann – sorry! Geendet haben die vergangenen sieben Tage mit einem Trip in einer der ältesten und bekanntesten Kleinstädte Tanzanias an diesem Wochenende: Bagamoyo (etwa 1.5h von Dar es Salaam entfernt). Zusammen mit einer bunten Gruppe aus Freiwilligen und Tazaniern besuchte ich hier das „Bagamoyo Festival“ welches Touristen sowie Einheimische aus der ganzen Umgebung durch Handwerk, Musik & Tanz in seinen Bann zieht. Und auch die Stadt an sich ist zwar etwas in die Jahre gekommen, ist aber durch den historischen Hintergrund und die herrliche Lage am Indischen Ozean noch immer ein beliebtes Ziel für Tagesreisen.

Neben dieser ersten „safari“ außerhalb Dar es Salaams gibt es aber auch das ein oder andere aus meinem Alltag (erstaunlich wie schnell das ging) zu erzählen.

Montag sollte sich zeigen wie motiviert die Frauen von TanCraft tatsächlich sind, ihre eigene Ausstellung zu planen und Zeit zu investieren. Drei von ihnen, aus der „Promotion Group“, wollten sich Vormittags bei und mit uns treffen um einen Artikel für die lokalen Zeitungen zu verfassen und Flyer sowie Poster zu kreieren. Sie überraschten mich mit einem bereits geschriebenem Artikel, welcher nur noch abgetippt werden musste und Interesse von uns Ideen und Wege gezeigt zu bekommen, wie man Flyer und Poster erstellen konnte. Es ist also nicht immer alles „so wie es scheint“ – in diesem Fall eine gute Erfahrung.

Am nächsten Morgen hatte Marie auf einmal Fieber un blieb zuhause. Wiola und ich setzten unsere Besuche fort und fuhren zu Jacky’s neuem Geschäft, wo sie modische und junge, sowie klassische Kleider, Hosen und Röcke verkauft. Und um Frauen in den Laden zu locken hat sie auch noch verschiedene Babyprodukte im Angebot, was nach eigenen Angaben sehr gut funktioniert. Jedoch war alles recht vollgestellt und Jacky bat uns ihr zu helfen das ganze Arrangement der Produkte etwas attraktiver zu gestalten. Also habe ich mit meinem bekannten, eher begrenztem Maß an Kreativität, begonnen alles neu zu Sortieren und war überrascht dass es (nicht zuletzt durch Wiola und Jacky) tatsächlich ansprechend aussah. Da dies länger dauerte als erwartet, fiel die übliche Befragung eher kurz aus, sodass wir unserer zweiten Einladung auch noch nachkommen konnten.

Also ab in den Bus und zu Brigitte gefahren, welche einen riesigen Garten mit unzähligen verschiedenen Pflanzen pflegt und ein Haus mit einem beeindruckendem Wohnzummer ihr Eigen nenn kann. Nach einer Gartenführung (unteranderem Papaya, Bananen, Zitronengras, Moringa, Pfeffer, Spinat und Kokosnüsse) saßen wir dann in besagtem Wohnzimmer und tranken frisch gekochten Zitronengrastee und Kochbananen. Mit seiner 4 Meter hohen Decke, Stuck und einem Kronleuchter kann man es im Vergleich zu allem bisherigen nicht gerade typisch für die Mitglieder von TanCraft bezeichnen. Drinnen (Regen..) zeigte sie uns dann ihre Produkte, welche sich hauptsächlich auf Moringa-Puder (eine nährstoffreiche Pflanze die sich immer größerer Beliebtheit erfreut) aus Samen, Blüten und Blättern balaufen. Doch auch Moringa Seife und andere medizinische Produkte zeigte uns Brigitte.

Obwohl wir nun ziemlich kaputt waren, entschieden wir uns einen tansanischen Film im Kino, welches sich in der Shoppingmal Mlimani City befindet, zu schauen. Nach 45 minütiger Werbung á la Deutschland bekamen wir dann einen gesellschaftskritischen Kurzfilm zusehen. Es ging um Korruption, Mord, Armut und die vorherschenden Klassenunterschiede. Für 30min Film war der Preis mit 7.000 TSH allerdings recht hoch (man bedenke die Länge der Werbeanzeigen und das ein 90minütiger Blockbuster bloß 2.000 TSH mehr kosten würde).

Mittwoch morgen habe ich die Englisch Stunde (somo la Kiingereza) vorbereitet und anschließend zum Dar Free Market gefahren um zu unterrichten. Jedoch erfuhr ich dort, dass ein Großteil der TanCraft Frauen nach Malawi gefahren sind um dort ihre Produkte zu verkaufen – diese Information allerdings total an uns allen vorbeigegangen ist. Nun saß ich dort und beschloss spontan den anwesenden Verküferinnen English zu Unterrichten. Wir hatten viel Spaß und somit war meine Vorbereitung und Fahrt dorthin nicht vollkommen ohne Nutzen. Den Nachmittag nutzte ich dann noch um den Computerunterricht vorzubereiten.

Donnerstag: Der Computerunterricht verlief recht gut und ich denke in ein bis zwei Wochen können wir Microsoft Word mit den Beginners abschließen und zu Exel weiter gehen. Und auch die Advanced machen immer mehr Fortschrtitte und haben mittlerweile alle einen eigenen Facebook Account und lieben es gegenseitig die Bilder zu kommentieren.

Da wir für Freitag nicht viel vorbereiten konnten (wir wussten ja nun, dass nur ein paar Frauen da sein würden) lieferten sich Jeska, Marie und ich mal wieder ein Monopoly Duell begeleitet von einem Glas Wein und selbstgemachtem (angerührtem triffts eher) Dr.Oetcker Vanille-Pudding.

Am Freitag waren, wie wir erwartet haben, nur einige der Frauen anwesend. Trotzdem war ich auch hier positiv überrascht, wie viele ihre Aufgaben erledigt haben, was mir das Gefühl gibt, Ihren Bedürfnissen doch näher gekommen zu sein. Also sind wir alle Organisationspunkte durchgegangen und hatten am Ende lediglich einige nicht ganz so wichtige Punkte, die jetzt zu kommendem Freitag erledigt werden können.

Von der Arbeit bin ich direkt nach Hause, habe meine Sachen zusammengesucht und bin direkt weiter zur Bushaltestelle, um mich mit den anderen zutreffen und nach Bagamoyo zu fahren. Nach etwa 1,5 Stunden erreichten wir unser Guesthouse für die nächsten zwei Tage und bekamen erstmal etwas zu essen. Die Lage ist recht ruhig, was ich nach dem Lärm in Ubungo nur begrüßen konnte, und hatte 6 saubere und schlichte Doppelzimmer für unsere zwölfköpfige Gruppe. Wie saßen anschließend noch eine ganze weile beisammen und haben uns näher kennengelernt bevor wir gegen zwei erschöpft in die Betten gefallen sind.

Samstag hieß es dann erst einmal ausschlafen und nach einem leckeren Frühstück gemächlich die Sachen für den Festival Tag zusammen packen. Also gegen ein Uhr mittags gestartet und nach kurzer Busfahrt den Ort – eine school of arts – schnell gefunden. Es handelt sich um ein Gelände direkt am Strand mit einer großen Halle in der Mitte (für das eigentliche Festival am abend), einigen Handwerksständen, Musik und einer Vielzahl Möglichkeiten etwas zuessen und zutrinken.

Zunächst haben wir uns an den Strand gesetzt und uns anschließend mit einem Bier unterhalten und gewartet bis die Auftritte gegen 19 Uhr gestartet haben.

Dort erwarteten uns viele verschiedene Künstler: Von Musikern über Sänger bis zu Akrobaten – alles war dabei! Besonders hervorgestochen haben eine Gruppe Albino-Rapper, welche ihre unsichere Lage in ihrem eigenen Land besungen haben, ein Mann, der sich Nadeln in den Körper gestochen und vom Publikum hat stechen lassen und eine Tanzgruppe, die eine Liebesgeschichte mit viel Tanz und Akrobatik performt haben.

Gegen 1 Uhr sind wir dann wieder zurück zum Guesthouse und haben aus dem gemieteten Bus kurzer Hand einen Partybus gemacht und sind singend und tanzend angekommen. Fünf von uns (mich eingeschlossen) sind noch auf geblieben und haben bis 4 Uhr Karten gespielt, bevor auch wir uns ins Reich der Träume begeben haben.

Als wir am Sonntag morgen erwachten, waren die meißten Freiwilligen schon wieder zurück nach Dar es Salaam gefahren, da sie einen Kiswahili Kurs hatten. Wir verbliebenen fünf haben uns wieder den Karten gewidmet und bis 15 Uhr einfach entspannt. Dann wollten wir aber doch noch was von der Stadt selbst sehen. Wir trafen uns mit einem ehemaligen TanCraft Mitglied, eigentlich nur um ein paar Worte zu wechseln, doch wurde daraus dann eine Führung durch die Stadt und zu einigen Interessanten Orten: Einem Friedhof für gefallene Deutsche im zweiten Weltkrieg, ein Denkmahl an der Stelle, wo früher Verbrecher erhängt wurdern, ein Fischmarkt (für mich gabs leckere Garnelen ;))und ein Kreuz aus Marmor, welches von den ersten Missionaren in Bagamoyo errichtet wurde. Dann waren wir aber auch so geschafft von den zwei Tagen, dass wir den nächsten Bus zurück nach Dar es Salaam nahmen.

Soviel von meiner Seite zu der vergangenen Woche! Wie geht es Euch?

Beste Grüße

Patrick M.

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3 Antworten zu Woche 6: Raus aus Dar es Salaam!

  1. Birgit Liebig schreibt:

    Hallo Patrick!
    Toll Deine Berichte! Es macht es Spaß, diese zu lesen.
    Dir Spaß zu wünschen, ist wohl überflüssig. Das hört sich alles prima an.
    MIch freut auch, dass Ihr mit dem Spiel so viel Freude habt. Ich habe zu Deiner Mutter gesagt,
    dass Deine Frauen ja mit den Straßennamen gar nichts anfangen können, aber da geht es wohl
    nach Farben.
    Ich freue mich schon auf Deine nächsten Berichte. Alles Gute für Dich und Dein Projekt
    Viele Grüße Birgit

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  2. Karl Holger Möller schreibt:

    Lieber Patrick,

    Brigitte mit Ihrem Garten mußt Du mir unbedingt vorstellen und die Festival Stadt zur rechten Zeit auch, um ein wenig vom Rating zu entspannen.

    Ich hoffe, Du fühlst Dich weiter wohl, zumindest klingt es so, dass Ihr Euch alle langsam aufeinander einspielt und Deine Hilfsbereitschaft langsam angenommen wird. Weiter so!

    Niklas spielt gerne Klavier und sein Talent und Eifer besticht seine Hockeytrainerin, die übrigens -welch Zufall – die zweite Doppelhaushälfte von Ralf und Maria bewohnt. Wenn das nicht zusammen schweißt… Isabelle macht durch die Vorschule in der Reife einen Sprng und spielt mit Schülern aus der zweiten Klasse.

    Katja arbeitet jetzt Full time (und hält auch noch alleine Kinder und Haus in Schuss), bewundernswert! Im Oktober feiert Ihr Zirkus Pampelmuse 25 jähriges Jubiläum.

    Mir bringt immer noch Fahrrad fahren auf der Ferienroute an der Elbe viel Spass, warum erst jetzt? In der Firma hat dieses Jahr erstmals die Season im September bereits begonnen. Wir haben uns letztens mit Jürgen und Corinna getroffen, die während des Vulkanausbruchs in Island Urlaub verbracht haben. Wir haben bei herrlichem Sommerwetter geschlemmt (keine Kochbananen, kein (Zitronen-)Gras geraucht! Dabei haben wir fantastische naturaufnahmen gesehen. Der Sohn war gerade 1/2 Jahr in Australien/Neuseeland auf work and travel mit 3 Mädels (Urlaubssemester), dabei war Trauben pflücken wohl Horror. Die Natur und Hilfsbereitschaft der Einheimischen ist aber wohl berauschend. Eine Woche Urlaub habe ich noch im Oktober vor mir. Katja ist mit Ihrer Mutter und den Kleinen in der zweiten Ferienwoche an der Ostsee. Anfang November steht eine Halloween Party an.

    Soweit ein kleiner Eindruck unserer Erlebnisse, hast Du mal wieder Lust nächstes Wochende zu skypen? Sollen wir dir ein Care Paket mit den Köstlichkeiten der Zivilisation schicken oder hast Du Dich an alles gewöhnt?

    Isabelle und Niklas, die Dich beide sehr vermissen, Katja und ich grüßen Dich herzlich,

    LG

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  3. Andreas Meyer schreibt:

    Hallo Patrick, vielen Dank für die ausführlichen Berichte. Es ist interessant, sie zu lesen. Viel Erfolg und Spaß weiterhin. Andreas Meyer

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